Das Märchen vom Hybrid

Glosse. Yaaaay die Uni startet im Oktober ins Hybridsemester. Doch die Ungewissheit, wie wir mit dem Virus im Wintersemester umgehen werden, ist größer als das Comeback Feeling.

Na, seid ihr schon in den Vorbereitungen für das neue Semester? Voller Vorfreude und Hoffnung, dass es zum Winterstart besser wird?

Die Uni und die Dozent:innen zeigen sich jedenfalls „optimistisch“, dass wir einen großen Schritt Richtung Normalität und dem alten Unizyklus gehen könnten. Schön, oder? So wird zum WiSe kein zusätzlicher Fehlversuch eingeräumt und es wird an die Regelstudienzeit angerechnet. Doch die Diskussionen für einen Fehlversuch sind noch fortlaufend, was Studierende, denen der aktuelle Umstand auf die Psyche stößt, um einiges entlasten könnte. Auch das unromantische Lernen, Lesen und Schreiben in den eigenen vier Wänden am besten noch in einer 5er WG, muss nun nicht mehr sein. Im Bluesquare, der SSC-Cafeteria, der Uni-Bib, im UFO oder in der Mensa kann im nächsten Semester nachgearbeitet werden. Ein Hybridsemester (:bsz 1256) kommt und wir sind glücklich. So macht das Studiticket auch noch richtig Sinn und wurde nicht nur auf unseren Semesterbeitrag berechnet. Doch was, wenn der Husten Dich plagt? Oder Du gar einen grippalen Infekt hast? So wie im letzten Jahr sich krank in die Uni schleppen wird dieses Jahr nicht möglich sein. Und ob vor allem für Präsenzkurse schon Alternativen vorhanden sind, kommt auf das Konzept der Fakultät und auf die Dozent:innen an. Es scheint wieder so, als würden wir uns auf ein ungewisses Semester einlassen. Mehr noch: einige Studierende müssen nicht nur den Unialltag regeln können, sondern auch ihre Finanzen. Denn die typischen Studierendenjobs wurden runter budgetiert. Weniger Stunden, gleich weniger Lohn. Doch selbe Fixkosten. Nicht jeder ist mit dem Goldlöffel geboren worden und macht sich nun Gedanken, wie die Pflichtliteratur fürs kommende Semester bezahlt werden könnte. Es zeigt wiederum auf, dass Studieren ein Privileg ist, das man sich auch erst einmal leisten können muss!

Und was ist eigentlich mit den Studierenden und Dozent:innen, die zu den Risikopatient:innen gehören? Da ist der Weg zur Uni schon mehr als riskant. Nicht zu vergessen, dass auch, wenn die nicht alle zur Uni müssen, die Schüler:innen der umliegenden Schulen mit uns gemeinsam in der U35 Richtung HUSTstadt fahren werden. Ich persönlich frage mich jetzt schon, welche Abstriche ich in Kauf nehmen werde, da einige Dozent:innen meiner Fakultät auf Präsenzseminare bestehen. Wie wird sich das auf meinen Abschluss auswirken, da ich mein Vertiefungsmodul, das wichtig für meine Bachelorarbeit wäre, erst mal schieben müsste. Mehr noch: mit wie viel Empathie kann ich rechnen? Wird das noch was mit meinem Abschluss?

Fakt ist: Für die Erstis ist ein Ankommen an der Universität und deren Räumlichkeiten eine gute Sache, doch für mich und einige andere Studierende, ob es nun Pendler:innen sind, Studierende, die mehr arbeiten müssen, um ihre Rechnungen zu begleichen oder eben Risikopatient:innen sind, erscheint dieses lauwarme Wissen zum Studienanfang eher stressig als beruhigend.                             

    :Abena Appiah