Wie, wo, was?

Brief. Wir befinden uns am Ende des Semesters und einige Studierende wissen immer noch nicht, wie sie ihre Prüfungsleistungen bekommen und ablegen können.

Liebe Dozierende,
wir sehen, dass Sie momentan auch mit der Situation überfordert sind, doch Sie haben einen Vorteil! Sie sind am längeren Hebel und könnten uns mit klaren Worten das Leben vereinfachen.
Es herrscht eine unausgesprochene Unsicherheit! Es wirkt so, als gäbe es keine akademische Lösung für uns. Einige Studierende empfinden, dass sie allein gelassen wurden und, dass Sie sich gedacht haben: „Ach, alles wird sich von selbst lösen!“ Doch es war spätestens zum 1. November absehbar, als der Lockdown light begann, dass wir einen eventuellen Plan B brauchen. Einen Plan für den Fall, dass dieser Lockdown nichts bringt. Doch Sie lassen uns schwimmen. Auf Nachfrage darf man oft ein, „Wir klären das nächste Woche“ hören. Doch das Lernen gestaltet sich anders in diesen Tagen. Wir sitzen stellenweise von 8-18 Uhr vor dem Laptop und sind in der Uni. Einige haben damit kein Problem, andere haben erhebliche Konzentrationsschwierigkeiten und ihnen fällt die Decke auf den Kopf. Vor allem Studierende im Erstsemester, die vielleicht für das Studium geeignet sind, fühlen sich fehl am Platz und überlegen ihre Entscheidung, das jeweilige Studienfach angetreten zu haben, noch mal neu. Sie haben das Gefühl, dass sie keiner richtig informieren möchte oder kann. Während einige Fakultäten ein Zeichen gesetzt haben und alle Klausuren für das gesamte Studienfach in den März oder April verlegt haben und darauf hoffen, dass man diese in Präsenz schreiben könne, gibt es wiederum andere, die die Studierenden im Februar und Ende Januar an der Uni erwarten. Wiederum andere machen aus einer schriftlichen Klausur eine last-minute mündliche Prüfung oder sagen erst gar nichts zu den Klausuren, die ab nächster Woche geschrieben werden sollen. Sehnsüchtig schauen wir in unsere Postfächer und hoffen, dass es Neuigkeiten gibt, denn diese Unsicherheit, welches Prüfungsformat es doch am Ende wird, hemmt uns beim Lernen. Uns ist bewusst, dass die aktuelle Pandemie ein Sonderfall ist, doch warum wurde dieses Semester so behandelt wie ein Präsenzsemester? Es wurde das volle Programm durchgezogen, wie in einem Präsenzsemester. Doch eine zweistündige Vorlesung ist nicht dasselbe, wenn man vor einem kleinen Computer sitzt. Auch, wenn wir es in einen akademischen Raum wie die Uni geschafft haben, heißt es nicht gleich, dass wir auch die beste
Infrastruktur besitzen. Unser Wi-Fi zeigt sich manchmal launisch und Sie fordern eine gute Internetverbindung zur besten Klausurzeit. Auch für diesen Fall wäre ein Plan B als Vorschlag besser gewesen als eine Aussage bezüglich etwas, das wir nicht steuern können. Unser Moodle und Mail-System stürzen pünktlich zum Semesterstart munter ab, aber wir sollen dafür sorgen, dass wir eine gute Verbindung haben.
Wir wollen nicht jammern und sagen, dass es unfair ist, eine Klausur schreiben zu müssen. Wir wollen einfach nur wissen, wann und wie! Momentan wirkt es so, als würden wir mit Ihnen stille Post spielen und am Ende kommt bei uns nie das Richtige an. Wir sind gerne an der Uni und wollen mit Ihnen unser Wissen erweitern, jedoch kochen Sie ihre eigenen Süppchen und haben zu spät gemerkt, dass Ihnen der Herd fehlt. Die Gruppe der Studierenden wurde in der Coronazeit mehr als vernachlässigt. Einige verloren ihre Jobs, einige sind und fühlen sich allein, einige sind überfordert und einige sind trotz des Hybridsemesters zufrieden. Doch in einem sind wir uns einig, wir würden gerne wissen, wie und wann wir unsere Prüfungsleistungen schreiben und erhalten und das am besten nicht eine Woche vor der Onlineklausur, mündlichen Prüfung oder Klausur an der Uni.

*Dieser Brief wurde aus verschiedenen Studierendenstimmen zusammengeschrieben.

    :Abena Appiah

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