Obwohl die Begegnung mit dem Anderen und die Wahrnehmung von Fremdheit eine alltägli-
che und universelle Erfahrung bilden, hat sich in Europa die Unterscheidung von Eigenem und
Fremden zu einem zentralen unhintergehbaren Moment entwickelt. Dabei stellen sich einige
fundamentale Fragen: Wie wird die Figur »des Fremden« konstruiert und wofür wird sie in-
strumentalisiert? Wie wird Differenz hierarchisiert, sichtbar und plausibel gemacht? Welche
Formen von kultureller Repräsentation und politischer Kontrolle sorgen dafür, dass Hierar-
chien immer wieder aufs Neue stabilisiert werden?
Wir wollen Schlaglichter auf eine Kulturgeschichte des »Fremden« aus xenologischer Perspek-
tive werfen. Dabei gehen wir von der Grundannahme aus, dass es einen kategorialen »Frem-
den« nicht gibt. Wir beziehen uns dabei auf den Pionier postkolonialer Kritik, Léopold-Jo-
seph Bonny Duala-M’bedy. Die von ihm begründete Xenologie entkoppelt das Fremdsein vom
Subjekt und schaut stattdessen auf die Systeme, welche die Figur des Fremden konstruieren
und instrumentalisieren.
Die xenologische Perspektive erlaubt es, den Diskurs über die Figur des Fremden in der euro-
päischen Geschichte zu kontextualisieren und aktuelle Phänomene wie Hierarchisierung, Po-
larisierung und Intersektionalität in den Blick zu nehmen.
Dr. Hilde W. Hoffmann, lehrt und forscht am Institut für Medienwissenschaft, Ruhr-Univer-
sität Bochum
Prof. Dr. Yomb May lehrt interkulturelle Literaturwissenschaft, interkulturelle Kommunika-
tion und kulturwissenschaftliche Xenologie am Lehrstuhl für Interkulturelle Germanistik der
Universität Bayreuth