Nachhaltigkeitsbüro

Projekt. Eine Universität, die so groß ist wie die RUB, kann viel im Feld der Klimafreundlichkeit machen – das Nachhaltigkeitsbüro ist dabei eine wichtige Stelle.

Der Laboraspekt von Universitäten ist häufig als die Aufgabe gedacht, der ihre Wissenschaftler:innen hinter verschlossenen Türen nachgehen. Hohe Büchertürme, teure High-Tech Instrumente, modernste Labore mit Petrischalen und Chemielösungen. Dies ist jedoch einen Schritt zu kurz gedacht, denn auch als lebendiger Ort in der Stadt, als physisches Objekt an dem geforscht, gebastelt und veranschaulicht werden kann sind sie Labore, an denen Modelle für die Zukunft entstehen. 

Vielleicht bietet sich die RUB – eine Uni, die dafür bekannt ist, unnatürlich und, nun ja, leider total verbaut zu sein – am besten dafür an, ein praktisches Forschungsobjekt aus grau und für grün zu sein. Denn schlussendlich geht es bei dem Projekt, Städte nachhaltiger und klimafreundlicher zu gestalten nicht darum, ohnehin schon grüne Orte zu verändern, sondern die Lebensbereiche umzugestalten, die dies noch nicht sind. 

Wesentlich beteiligt an diesem Projekt ist an der Ruhr-Uni das Nachhaltigkeitsbüro. Es unterliegt dem Dezernat 5.II für Bau- und Liegenschaften und wird inhaltlich unter anderem durch das Zentrum für Umweltmanagement (ZUM) und das Nachhaltigkeitsforum (NHF) an der RUB begleitet. Das Nachhaltigkeitsbüro setzt Nachhaltigkeitsprojekte auf dem Campus um, vernetzt Akteur:innen, berät bei Bauvorhaben und fertigt Bestandsanalysen an. 

Das Nachhaltigkeitsbüro definiert sein Verständnis von Nachhaltigkeit entlang der Brundtland-Kommission von 1987 als „[…] eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“ Die Brundtland-Kommission war eine Unterorganisation der Vereinten Nationen, die im Zuge der Klimabewegung der 80er entstand und den sogenannten Brundtland-Bericht (offiziell „Our Common Future“) veröffentlichte, in dem sie das Schlagwort der „nachhaltigen Entwicklung“ popularisierten und Möglichkeiten aufzeigten, wie diese geschehen könne. Für eine nachhaltige Entwicklung, so der Bericht, sei eine Kombination aus ökonomischem Wachstum, Umweltschutz und sozialer Gleichberechtigung. 

An der RUB hilft das Nachhaltigkeitsbüro durch das Projekt „Grüne Infrastruktur“ dabei, Boden- und Dachflächen beispielsweise mit Beeten zu begrünen und natürliche Aufenthaltsorte am Campus zu schaffen. So soll nicht nur die Biodiversität erhöht und der CO2-Fußabdruck der Uni verringert werden, sondern auch ein angenehmeres Mikroklima für die Menschen geschaffen werden, die sich an der Uni aufhalten. 

Seit 2019 betreibt das Nachhaltigkeitsbüro außerdem zusammen mit dem Botanischen Garten und freiwilligen Studierenden und Beschäftigten das Projekt Campus Gardening. Dabei werden Beete am Nordforum und entlang der Zentralachse der RUB mit Obst, Gemüse, Zierpflanzen und Kräutern bepflanzt. Die Pflanzen stehen dabei allen zur Verfügung. Wer also gerade an den Beeten vorbei kommt, kann sich bedarfsgerecht mit frischen Kräutern wie Rosmarin, Thymian, Schnittlauch und weiteren bedienen, anstatt diese im nächsten Supermarkt zu kaufen.  Projekte wie diese zeigen auch auf, wie Nachhaltigkeit einen stärkeren individuellen Bezug zum städtischen und universitären Raum liefern kann. Denn dadurch entsteht unter anderem eine Interaktion mit unseren täglichen Laufwegen, ein Modell, das sich relativ einfach auf ganze Städte ausweiten lässt und damit ein Labor für die Zukunft ist.                        

  :Stefan Moll 

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